5. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Lukas (5,1-11)
„Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören.“ Bei diesem Satz im Evangelium bin ich hängen geblieben. Ich habe mich gefragt: „Können wir uns das in unserer heutigen Zeit vorstellen? Wo und wann haben wir schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Menschen sich um Jesus drängen und von ihm hören wollen, was Gott ihnen zu sagen hat? Viele Menschen in unserer Umgebung, in unseren Familien, sind von der Kirche, von Jesus, ja überhaupt vom Glauben an Gott entfremdet, für den Glauben schwer ansprechbar. Können wir erwarten, dass Menschen sich massenhaft für den christlichen Glauben interessieren?
Wie groß ist unser eigenes Interesse für den Glauben an Jesus und an Gott? Oder ist die Tatsache, dass wir hier jetzt zusammengekommen sind, schon ein Zeichen dafür, dass wir uns um Jesus drängen und von ihm Gottes Botschaft hören wollen?
Der Evangelist Lukas schrieb sein Evangelium ca. 50 Jahre nach dem Tod von Jesus. Er richtet es an eine Handvoll Christen, eine Minderheit, die es nicht leicht hat, ihren christlichen Glauben zu leben. Vielleicht hat Lukas bei seinen Christen eine Art Resignation gespürt: „Was können wir in dieser Welt schon machen? Wie können wir das Interesse der Menschen für den christlichen Glauben wecken? Wie können wir sie so auf Jesus aufmerksam machen, dass sie sich von Jesus etwas erwarten?“ Vielleicht hat Lukas deswegen die heutige Szene beschrieben?
Jesus hat einfache Menschen um sich gesammelt. Es waren keine hochgebildeten Menschen. Petrus, Jakobus, Johannes waren Fischer, die tagtäglich auf den See Genezareth hinausfahren mussten, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
»Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« Du sollst Menschen gewinnen für den neuen Lebenssinn, den uns die Botschaft vom Reich Gottes schenkt. So wie Jesus selbst Menschen für diese Botschaft gewonnen hat. Diese Freunde von Jesus haben die Erfahrung gemacht, wie schwer das ist: „Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen!“ Dahinter steckt die Erfahrung von Misserfolge und vergeblichen Mühe. Aber ihre Beziehung zu Jesus ist stark: „Weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.“ Es scheint hoffnungslos zu sein, aber weil du uns drängst, versuchen wir es trotzdem wieder. So will der Evangelist Lukas seinen Christen Mut machen und sie motivieren.
Sind wir bereit, in unserem persönlichen Umfeld unseren Glauben zu bezeugen, Menschen für Jesus zu gewinnen? Das geht nur unter der Voraussetzung, dass wir die Botschaft von Jesus schon für uns selbst als innere Bereicherung entdeckt haben und dies deswegen auch anderen wünschen. Dann können wir uns auch für die Verbreitung der Botschaft Jesu verantwortlich fühlen, jeder in der Weise, die ihm angemessen ist und die er immer wieder neu erfinden muss.
Können wir das: Menschen für das Reich Gottes, das Jesus immer predigte, gewinnen? Es wird an erster Stelle davon abhängen, wie stark wir selbst von Jesus und seiner Botschaft vom Reich Gottes begeistert sind. Ob wir diesen Glauben als eine Bereicherung, als einen festen Halt in unserem Leben empfinden. Je stärker wir das erfahren, um so mehr werden wir auch das Bedürfnis spüren andere daran teilnehmen zu lassen.
Oft fühlen wir uns unfähig über unseren persönlichen Glauben zu reden, sogar mit Menschen von denen wir genau wissen, dass auch sie glauben. Vielleicht tun wir das zu wenig, müssen wir eine Art Scheu überwinden. Schon oft habe ich die Bemerkung gehört: „Warum reden wir am Sonntag, z.B. im Pfarrkaffee nicht über das Evangelium, das wir gerade gehört haben und über die Erklärungen dazu in der Predigt? Warum bemühen wir uns nicht wirklich ernsthaft, unseren eigenen Glaubens zu vertiefen, z.B. in einer Bibel- oder Glaubensrunde? Vielleicht entdecken wir dann, welche große Bedeutung dieser Glaube für uns hat und können auch andere darauf aufmerksam machen, sie für den Glauben an Jesus gewinnen - so wie Jesus es gemeint hat? Weil er uns darum bittet?